Aktuell - Kirche Gunzgen

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Neuster und letzter Erfahrungsbericht von Silvan Lachmuth in der Päpstlichen Schweizergarde

Silvan Lachmuth aus Gunzgen informiert uns regelmässig über seine Erfahrungen als Gardisten:

Oktober 2022

Aus dem Archiv
 
Das Archiv der Päpstlichen Schweizergarde ist im Besitz von sogenannten Rodelbüchern - also Korpsmitglieder-Verzeichnissen – die bis ins Jahr 1791 zurückreichen.
Mit Hilfe des Archivars habe ich nach Gardisten mit dem Bürgerort Gunzgen gesucht, das Ergebnis war sehr interessant. Hier zwei Fakten, die mich erstaunten und (ohne den Datenschutz zu verletzen) erzählt werden können:
 
- Vor mir verliess der letzte Gunzger am 1. September 1897 die Schweizergarde, dies sind mehr als 120 Jahre ohne Vertretung in der ältesten Armee der Welt.
 - Von 1825 bis heute waren insgesamt 11 Gunzger im Vatikan, einer davon mehr als 28 Jahre.
 
Es bleibt zu hoffen, dass nach mir weitere Gunzger der Päpstlichen Schweizergarde beitreten; empfehlen kann ich es jedem Interessierten.

 
Schnupperreise
 
Anfangs Oktober 2022 durfte ich die Schnupperreise der Päpstlichen Schweizergarde begleiten. Für 5 Tage reisten 21 Jugendliche nach Rom, um mehr über die Schweizergarde, ihre Aufträge und Kompetenzen zu lernen. Neben einem internen Informationsfilm und einer Präsentation besuchten wir verschiedene Dienstposten, besichtigten die Kaserne und den Vatikan.
 
Für mich persönlich war es eine sehr intensive, aber spannende Zeit. Die Interessenten hatten viele Fragen, gewisse sehr spezifisch; mit der Hilfe des Rekrutierungsverantwortlichen Bernhard Messmer konnten aber alle Unklarheiten geklärt werden. Höhepunkt war sicherlich für alle die Generalaudienz am Mittwochmorgen mit dem Heiligen Vater Franziskus; in italienischer Sprache grüsste er die Jugendlichen, wünschte ihnen einen geistlich fruchtbaren Aufenthalt und dass der Herr ihnen helfe, in der Liebe zu wachsen.
 

Die Jugendlichen hatten zudem die einmalige Gelegenheit, sowohl in der Sixtinischen Kapelle als auch im Petersdom alleine ohne Touristen einige Momente der Stille zu geniessen.
Ich hoffe, alle 21 Jugendlichen konnten ihre Meinung festigen und haben die Gelegenheit, in Ruhe über das Erlebte nachzudenken und die - für sie persönlich - richtige Entscheidung zu treffen.
 
 
Mit meiner Kündigung auf den 30. November 2022 laufen die Vorbereitungen für die Rückkehr bereits auf Hochtouren. Aus diesem Grund wird dies der letzte Artikel über mein Abenteuer bei der Päpstlichen Schweizergarde sein. Im Februar beginne ich in Luzern mein Bachelorstudium der Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften.
 
Ich hoffe, Sie konnten durch meine Erlebnisberichte Einsicht hinter die Kulissen des Vatikans und der Päpstlichen Schweizergarde erhalten. An Ideen für Berichte fehlte es kaum, der Dienst bietet viele spannende Geschichten; leider dürfen nicht alle weitererzählt werden, aber ich werde das Erlebte stets in guter Erinnerung behalten und mit Freude an meine Zeit als aktiver Gardist zurückdenken.

Ich wünsche Ihnen einen frohen und gesegneten Tag, bis bald in der Schweiz.
Silvan Lachmuth, im Oktober 2022

Neuer Jugendraum

Am 02.09.2022 wurde der neue Jugendraum an der Schulhausstrasse in Kappel eröffnet. Die Informationen und den Flyer finden Sie hier.

Rechnung 2021

Am 9. Juni 2022 fand die Rechnungsgemeindeversammlung im Pfarreiheim Gunzgen statt. Die Rechnung 2021 können Sie unter folgendem Link anschauen.

Café Mitenand

Jeden Dienstagnachmittag findet im Pfarreizentrum in Hägendorf das Café Mitenand statt. Dies soll ein Treffpunkt zwischen Flüchtlingen aus der Ukraine und Einheimsichen sein. Genauere Informationen finden Sie im beiliegenden Flyer.

Budget 2022

Am 25.11.2021 fand die Budgetversammlung statt und das Budget für das Jahr 2022 wurde von der Gemeindeversammlung abgenommen. Details sind unter folgendem Link ersichtlich.

Erfahrungsberichte von Silvan Lachmuth in der Päpstlichen Schweizergarde

Silvan Lachmuth aus Gunzgen informiert uns regelmässig über seine Erfahrungen als Gardisten:

Neues aus Rom - April 2022

Da seit meinem letzten Text schon eine längere Zeit vergangen ist, geht mein Bericht auf eine Zeitspanne von fast einem halben Jahr ein. Wie bisher sind auch dieses Mal viele Ereignisse dabei, welche ich lange in guter Erinnerung behalten werde.

Weihnachten 2021
Meine ersten Weihnachten in Rom im 2020 waren sehr speziell. Kurz nach meiner Ankunft im Herbst 2020 befand sich Italien im Lockdown. Dieser wurde speziell über die Festtage verschärft, um grosse Familienfeste zu vermeiden. Da der Vatikan während der Pandemie generell die Vorschriften Italiens übernahm, konnten auch wir Gardisten nicht viel mehr machen als arbeiten und schlafen.
Letztes Jahr hatte sich aber die Situation etwas entschärft und Anlässe durften in gewissen Rahmen wieder durchgeführt werden. Am 24. Dezember 2021 durfte ich während der Abendmesse des Heiligen Vaters Papst Franziskus Dienst leisten. Neben den Sitzplätzen der geladenen Diplomaten hatte ich in den vordersten Reihen einen ausgezeichneten Platz um die Messe mitzuverfolgen.
Noch grösser war die Ehre, am 25. Dezember anlässlich des Segens «Urbi et Orbi» mit dem Musikspiel der Päpstlichen Schweizergarde, der «Banda» zu spielen. Während dem Segen sind die beiden Nationen Italien und der Vatikanstaat durch militärische Ehrenformationen vertreten. Zur Begrüssung der anderen Ehrenformation und des Papstes werden die Nationalhymnen gespielt. Da das Päpstliche Musikspiel, welches normalerweise spielt, kurzfristig ausfiel, wurde diese ehrenvolle Aufgabe der Schweizergarde zuteil. Dieses unglaubliche Ereignis werde ich so schnell nicht vergessen.

Ausbildung
Anfangs Dezember habe ich - wie die meisten Gardisten - einen Kurs über «Umgangsformen – Vom Umgang mit Menschen in einer Welt ohne Grenzen» bei Bernard von Muralt besucht. Herr von Muralt besucht einmal im Jahr die Schweizergarde und unterrichtet die Gardisten in Lebensstil und Umgangsformen. Er selber war lange Militärprotokollchef und bildete die Verteidigungsattachés der Schweiz aus. In diesem Kurs lernten wir was sich im Alltag gehört und was besser vermieden werden sollte, sowohl im privaten, als auch im geschäftlichen Umgang. Herr von Muralt hat zudem in einem grösseren Block aus seinem riesigen Erfahrungsschatz von Tischmanieren rund um die Welt berichtet.
Im März habe ich mein Italienischdiplom B1 mit 90/100 Punkten bestanden, darauf wurde ich zur letzten Kompetenzstufenprüfung zugelassen; den «Postenchef» habe ich im Anschluss mit 126/130 Punkten abschliessen können. Der Postenchef ist die höchste Kompetenzstufe im Grad des Hellebardiers, seit dem erfolgreichen Bestehen kann ich auf fast allen Dienstposten der Schweizergarde eingesetzt werden.

Freizeit
In meiner Freizeit habe ich in letzter Zeit Italien bereist: Ende November besichtigte ich Neapel, Anfangs Dezember ging es nach San Marino, wobei ich auf dem Weg dorthin noch in Perugia und auf dem Rückweg in Ancona Halt machte. Im Januar habe ich Bologna, die Heimatstadt der Tortellini besucht und verbrachte einige Probetage mit der Banda (dem Musikspiel) in Rivisondoli, in den Abruzzen. Mit diesem Probewochenende haben offiziell die Vorbereitungen für die Vereidigung 2022 im Mai begonnen. Anfangs April war ich zudem in Pescara und in Turin; Letzteres überzeugte durch schönes Wetter, eine - im Vergleich zu Rom – saubere Stadt und schöner Architektur.

Ostern 2022
Im Frühling begann sich die Agenda des Heiligen Vaters Papst Franziskus nach der zweijährigen Zwangspause wieder zu füllen. Alleine in den Monaten März und April war ich neben dem ordentlichen Dienst im Schnitt jeden dritten Tag an einem ausserordentlichen Anlass (Messen, Empfänge, Audienzen etc.) eingeteilt. Der Höhepunkt waren die Ostertage: fünf Tage gefüllt mit Grossanlässen. Am Ostersonntag und am Ostermontag waren jeweils ca. 80`000 Personen auf dem Petersplatz anwesend. Mein persönlicher Höhepunkt war, wie auch an Weihnachten 2021, der Segen «Urbi et Orbi», bei dem ich meinen Dienst hinter dem Balkon, von welchem der Papst die Stadt und den Erdkreis segnet, leistete. Nach dem Segen ergab sich die Möglichkeit, Papst Franziskus schöne Ostern zu wünschen; von diesem sehr schönen Moment habe ich ein Erinnerungsfoto, welches ich sehr stolz dem Beitrag hinzufüge.
In naher Zukunft steht die Vereidigung der neuen Gardisten am 6. Mai und die Apostolische Reise des Papstes in den Südsudan und in den Kongo im Juli 2022 an. Beides verspricht eine strenge, aber spannende Zeit.
Am 31. Oktober 2022 enden meine 26 Monate Mindestdienstdauer, zu welcher ich mich verpflichtet habe. Ob ich dann in die Schweiz zurückkehre oder noch etwas länger in Rom bleibe, ist aktuell noch nicht sicher. Auf jeden Fall bin ich stolz auf die anderthalb Jahre die ich bereits Dienst geleistet habe und freue mich auf den Rest.

Liebe Grüsse aus Rom, Silvan Lachmuth, im April 2022




Jubiläum - 01.06.2021

 
Am 01. September 2021 hatte ich mein einjähriges Jubiläum in der Päpstlichen Schweizergarde. Vor einem Jahr hat mit dem Beginn der Rekrutenschule in Rom mein Abenteuer seinen Anfang genommen, bald habe ich schon die Halbzeit meiner verpflichteten Mindestdauer von 26 Monaten erreicht. Es war ein Jahr voller schöner Erinnerungen, jedoch stark vom omnipräsenten Covid-19 geprägt.
 
 
Seit meinem letzten Bericht hat sich einiges verändert. Mitte Juni, kurz vor meinem 21. Geburtstag, habe ich die Kompetenzstufe Sankt Anna erreicht (Stufe 4 von 5).
 
Mit dieser Kompetenzstufe kann ich an 2 von 4 offiziellen Eingängen zum Vatikanstaat Dienst leisten. Das «Arco delle Campane» ist mittlerweile nicht mehr ein Schildwachposten für mich, seit kurzem bin ich dort der Postenchef, kommandiere die Ablösungen der Schildwache, kontrolliere Personen die passieren möchten und gebe Touristen aus der ganzen Welt Auskunft. Die Fragen betreffen häufig Papst Franziskus, wann die nächste Generalaudienz oder Messe mit ihm ist, ob man eines der kostenlosen Billetts brauche, wann der Einlass sei, etc. Viele deutschsprachige Pilger erkunden sich nach dem Eingang für den Deutschen Friedhof – welcher für alle deutschsprachigen Pilgern und Touristen zugänglich ist.
 
Der zweite Eingang, an dem ich neu Dienst leisten darf, ist das «Sankt-Anna-Tor», benannt nach der gleichnamigen Pfarrkirche, welche direkt daneben ist. Nach dieser ist auch die Kompetenzstufe benannt. Im Vatikan gibt es zwei Pfarrgemeinden; Sankt Anna und Sankt Peter (mit der Basilika als Pfarrkirche). Das Sankt-Anna-Tor dient vielen Mitarbeitern des Vatikans, den Zivilisten, für die Apotheke, den Supermarkt, die Parfümerie oder das Spital aber auch Pilgern für den Fotodienst und die «Elemosineria Apostolica» als Eingang. Die «Elemosineria», auf Deutsch Almosenstelle, des Vatikans erteilt Pilgern den Päpstlichen Segen (zB. für einen runden Geburtstag oder den Hochzeitstag) in Form eines Pergaments und dient als Anlaufstelle für Bedürftige. Der Dienst am Sankt-Anna-Tor verlangt eine hohe Konzentration; man muss kontrollieren wer passieren darf (zu Fuss oder auch mit einem Fahrzeug), ob die Kleidervorschriften des Vatikans (Schultern, Bauch, Rücken und Knie bedeckt) eingehalten werden und dass niemand passiert, der ein Zutrittsverbot für den Vatikanstaat hat.
 
Beide Dienstposten verlangen wie erwähnt eine hohe Konzentration und bringen eine hohe Verantwortung mit sich, unsere Aufgabe ist die Sicherheit des Heiligen Vaters und diese ist nur zu gewährleisten, wenn alle sauber, präzise und selbstsicher ihren Dienst machen; lieber einmal mehr angemeckert werden, weil man jemanden kontrolliert, als die falschen Personen durchzulassen.
 
 
Da der Papst in den heissen Sommermonaten nur wenig Programm hat, lässt sich die Freizeit richtig geniessen. Von Rom aus erreicht man das Meer sowohl mit dem Auto als auch mit dem Zug in circa 45 Minuten.
 
Ich hatte ebenfalls die Möglichkeit, während meinen Reservetagen im Sommer die Städte Florenz und Pisa zu besichtigen, beides sehr schöne Städte. Das nächste Mal gehe ich aber im Frühling oder im Herbst, wenn die Temperaturen etwas angenehmer sind. Auch in Rom ist im Vergleich zu meiner Anfangszeit vor einem Jahr langsam etwas Leben eingekehrt, das Viertel «Trastevere» bietet sich am Abend perfekt an; bei einem leckeren Nachtessen und einem kühlen Getränk lässt sich das «Dolce Vita» geniessen.
 
Apropos Sommerpause des Papstes: Seit Anfangs August finden die wöchentlichen Generalaudienzen in der klimatisierten «Aula Paolo VI» statt, bei den letzten Audienzen war auch ich jeweils im Dienst (das Foto des «Osservatore Romano» zeigt mich bei der Thronwache während einer Audienz). Es freut mich, kehrt langsam etwas Normalität zurück und Veranstaltungen mit 2000 bis 3000 Personen sind wieder möglich. Wer weiss, vielleicht werden die Generalaudienzen bald schon wieder auf dem Petersplatz stattfinden.
 
Vom 12. bis am 15. September wird der Heilige Vater auf Apostolischer Reise sein. Ziel sind die Städte Budapest (Ungarn) und Bratislava (Slowakei). Nach der Reise in den Irak im März 2021 ist dies, seit meinem Eintritt, seine zweite Apostolische Reise. Zu seiner Sicherheit wird auch ein Detachement aus Kadern der Päpstlichen Schweizergarde mitreisen.
 
 
Mit Grüssen an den Seelsorgeverband Untergäu und alle anderen, die meine Beiträge jeweils lesen, verabschiede ich mich und wünsche einen schönen restlichen Sommer und gute Gesundheit in dieser schwierigen Zeit.
 
 
Hlb. Lachmuth Silvan


Im Hintergrund bin ich zu sehen.

Vereidigung Silvan Lachmuth - 06.05.2021

Am 06. Mai 2021 wurde der Gunzger Gardist Silvan Lachmuth in Rom vereidigt. Die Medienmitteilung dazu finden Sie hier.

 
Seit meinem letzten Beitrag durfte ich im Dienst sehr viel erleben. Ich war bei mehreren Empfängen von wichtigen Persönlichkeiten im Dienst, konnte in der St. Peters Basilika während Messen mit dem Heiligen Vater (Papst Franziskus) Ehrenwache stehen und Anfangs Mai wurde ich als Schweizergardist vereidigt.
 
Der Papst als Staatsoberhaupt des Vatikanstaats empfängt regelmässig Staatsoberhäupter und Botschafter anderer Länder; dabei wird – wie in vielen Ländern - nach Protokoll dem Gast ein Empfang mit militärischen Ehren bereitet. Früher wurde dadurch einerseits die Sicherheit des Gastes gewährleistet und andererseits wurde durch die Demonstration von Truppenstärke, Bewaffnung und Ausbildungsstand vollstes Vertrauen bewiesen. Heute wird dies vielerorts durch eine Ehrenformation repräsentiert; im Vatikan übernimmt die Päpstliche Schweizergarde als Armee des Vatikans diese Aufgabe. Mir persönlich bereites dies sehr viel Freude und ich bin gerne bei diesem ausserordentlichen und interessanten Dienst dabei, da man durch ein gutes Auftreten Werbung für den Papst, den Vatikan und indirekt für die Schweiz machen kann.
 
Während gewissen Anlässen des Heiligen Vaters, zum Beispiel den Heiligen Messen oder den Generalaudienzen am Mittwoch, stellt die Schweizergarde eine Ehrenwache mit Hellebarde, weissen Handschuhen und einem schwarzen Helm mit roter Feder. Seit dem letzten Bericht hatte ich die Möglichkeit, dies zweimal zu erleben. Die erste Ehrenwache stand ich an Karfreitag während der Liturgie vom Leiden und Sterben Jesu Christi, die andere vor kurzem, als neun Diakone des Bistums Roms die Priesterweihe empfingen.
 
Der Höhepunkt meines Abenteuers bei der Päpstlichen Schweizergarde bildet bis jetzt jedoch meine Vereidigung. Trotz Covid-19 war es mir möglich, meine Eltern und Geschwister hier in Rom zu begrüssen und mit ihnen unvergessliche Tage zu erleben. Aufgrund der Pandemie war es nicht möglich, eine grosse Zeremonie zu feiern; in Absprache mit der Gesundheitsdirektion des Vatikans wurde beschlossen, nur die Familien der zu vereidigenden Gardisten und einige wenige Repräsentanten aus der Schweiz einzuladen. Trotzdem hat es mich riesig gefreut, meiner Familie das Gardequartier, den Vatikan, Teile des Apostolischen Palastes, die Vatikanischen Gärten und natürlich die Stadt Rom zu zeigen. Am 06. Mai – als Erinnerung an die gefallenen Gardisten während der Plünderung Roms im Jahr 1527 – schwören alle neuen Gardisten «treu, redlich und ehrenhaft zu dienen dem regierenden Papst und seinen rechtmässigen Nachfolgern». Zusätzlich «verspreche (ich) überdies dem Herrn Kommandanten und meinen übrigen Vorgesetzten Achtung, Treue und Gehorsam».
 
Neben den diversen Führungen, einer Messe in der St. Peters-Basilika mit dem Kardinalstaatssekretär Seiner Eminenz Pietro Kardinal Parolin als Besinnung auf die Vereidigungszeremonie und der Vereidigung an sich, steht auch eine Privataudienz für alle Eltern beim Heiligen Vater auf dem Programm. In der Sala Clementina, einem wunderbar ausgemalten Empfangssaal im Apostolischen Palast, lernt so der Heilige Vater die Eltern der neuen Gardisten kennen, und umgekehrt. Es war mir eine riesige Ehre, mit meinen Eltern dem Papst zu begegnen und sie ihm vorzustellen. In seiner kurzen Ansprache dankte der Papst der Garde und lobte die Aufopferung der jungen Gardisten: «Mit euch danke ich dem Herrn, der Quelle des Guten, für die verschiedenen Gaben und Berufungen, die er euch anvertraut, und ich bete, dass auch alle, die jetzt ihren Dienst beginnen, dem Ruf Christi ganz entsprechen und ihm in grossherziger Treue folgen. … Euch jungen Rekruten spreche ich meine besten Wünsche aus und hoffe, dass ihr sowohl im Vatikan als auch in der Stadt Rom fruchtbare geistliche und menschliche Erfahrungen machen dürft.»
 
In diesem Sinne nehme ich mir die Worte des Heiligen Vaters zu Herzen und freue mich auf die kommende Zeit, dass ich weiter viele schöne Erfahrungen machen kann.
 
Das Foto zeigt mich beim Anziehen der Harnische; traditionell tragen die Gardisten für die Vereidigung diese Brustpanzer.
 
 
Hellebardier Silvan Lachmuth



 
Die Aufträge der Päpstlichen Schweizergarde - Bericht vom Januar 2021
 
Wenn man von der Päpstlichen Schweizergarde spricht, haben viele das Bild eines stillstehenden Gardisten im Kopf, der sich stundenlang nicht bewegt. Das ist eine mögliche Dienstform für die Gardisten und wird eher von den dienstjüngeren Gardisten geleistet.
 
Der Päpstlichen Schweizergarde wurden fünf Aufträge zugewiesen: Sie sorgt für die Sicherheit des Heiligen Vaters (aktuell Papst Franziskus) und seiner Residenz. Gewährleistet Ruhe, Sicherheit und Ordnung im Apostolischen Palast, begleitet den Heiligen Vaters auf seinen Apostolischen Reisen, kontrolliert die Haupteingänge zur Vatikanstadt, schützt das Kardinalskollegiums während einer Sedisvakanz («Unbesetztheit des Stuhles», Zustand nach dem Tod oder Abtreten des Heiligen Vaters bis zum Konklave, der Wahl des Nachfolgers) und leistet Ordnungs- und Ehrendiensten, beispielsweise bei Papstmessen und Audienzen wie auch beim Empfangen von Staatsoberhäuptern.
 
Ich persönlich leiste aktuell viel Ehrendienst in Form der Schildwache, eben dieser Ehrendienst, bei dem man sich nur bewegt, um vorbeigehende, christliche Würdenträger oder Kader der Schweizergarde militärisch zu grüssen.
 
Da dieser Ehrendienst an zwei von vier offiziellen Eingängen zum Vatikan geleistet wird - einerseits am Arco delle Campane (deutsch Glockenbogen, da sich die Glocken der Petersbasilika darüber befinden) und andererseits am Portone di Bronzo (deutsch Bronzetor) – ist er ein beliebtes Fotomotiv für Touristen und häufig auch deren einziger Kontakt zur Schweizergarde. Am Arco delle Campane steht man jeweils eine Stunde am Stück, am Portone di Bronzo sind es zwei Stunden am Stück. Dieser Dienst wird vor allem von den jüngeren Gardisten verrichtet; da Sprechen nicht erlaubt ist, benötigt man hier auch keine Italienischkenntnisse; der diensthabende Postenchef alleine gibt Auskunft.
 
Um das gelernte Italienisch trotzdem anzuwenden und zu verbessern, leiste ich, zusammen mit einem dienstälteren Postenchef, an einem anderen offiziellen Eingang zur Vatikanstadt Dienst, dem Cancello Petriano. Dieser wird vor allem von Arbeitern und Lieferanten genutzt, dient aber auch als Eingang zum deutschen Friedhof, welcher von allen deutschsprachigen Touristen besucht werden kann. Ebenso finden sich dort Pilger und Touristen ein, um das Grab Petri in den Ausgrabungen zu besuchen, oder für die Bustour durch die wunderschönen, vatikanischen Gärten.
 
Neben den beiden repräsentativen Ehrendiensten wird der ganze restliche Dienst fern der Touristen geleistet und dient, wie bei den Aufträgen der Schweizergarde erwähnt, zum Schutz des Heiligen Vaters und seiner Residenz; einerseits dem Domus Santa Marta, dem Wohnort von Papst Franziskus, andererseits im Apostolischen Palast, der offiziellen Unterkunft des Heiligen Vaters und Arbeitsort für viele Angestellte des Vatikans.
 
Nebenbei lerne ich viel für die Palastprüfung, wenn ich diese bestehe, werde ich in Zukunft meinen Dienst vermehrt im Apostolischen Palast verrichten und die neuen Gardisten, welche am 03.01.2021 ins Korps eingetreten sind, übernehmen dann den erwähnten Ehrendienst an den Eingängen.
 
In meiner Freizeit treibe ich viel Sport, entweder gehe ich in den Vatikanischen Gärten joggen oder benütze den gardeeigenen Kraftraum, besichtige Rom und verbringe Zeit mit meinen Kameraden, soweit die Massnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus dies zulassen.
 
In meinem nächsten Brief werde ich hoffentlich etwas mehr auf den Dienst im Apostolischen Palast eingehen können und wünsche euch bis dahin gute Gesundheit und eine schöne Zeit
 
Hellebardier Lachmuth Silvan
 
 
PS: Ein Bild zeigt mich auf der Schildwache am Arco delle Campane, das Andere zeigt den Dienstposten Arco delle Campane mit einem leeren Petersplatz; früher tausende von Pilger und Touristen, während des Lockdowns letzten Frühling plötzlich menschenleer.






 
Meine ersten Erfahrungen in der Päpstlichen Schweizergarde - 08.11.2020
 
Mit der Ernennung zum Hellebardier habe ich am 27.10.2020 meine Rekrutenschule bei der Päpstlichen Schweizergarde offiziell abgeschlossen.
 
Während den letzten zwei Monaten habe ich mir Orts- und Personenkenntnisse angeeignet, habe das Niveau A1 der italienischen Sprache erworben und habe viele dienstrelevante Dinge, wie das Exerzieren (militärisch: Zugschule) mit und ohne Hellebarde, gelernt. Im Monat Oktober waren wir in der Schweiz und wurden von Instruktoren der Kantonspolizei Tessin ausgebildet. Insgesamt war die 2-monatige Grundausbildung sehr spannend, aber auch lernintensiv und herausfordernd.
 
Seit einigen Tagen trage ich nun mit stolz die gelb-blau-rote Galauniform der Päpstlichen Schweizergarde in meinem täglichen Dienst für den Heiligen Vater und die heilige katholische Kirche; wirklich gewöhnt habe ich mich aber noch nicht an die doch aussergewöhnliche Arbeitskleidung. Momentan bin ich noch im Rekrutenzimmer, welches zehn Betten enthält, bald werde ich aber in ein Zweierzimmer wechseln. So lässt sich die Schichtarbeit besser bewältigen. Vor allem am Morgen früh, wenn die Kameraden noch schlafen, dauert die Ankleide etwas länger, schliesslich möchte man niemanden unnötig wecken.
 
Der letzte Anstieg der Coronainfektionen weltweit hatte auch auf den Vatikan und die Schweizergarde Auswirkungen. Auf dem gesamten Areal des Vatikanstaates herrscht Maskenpflicht, auch für die Gardisten im Dienst. Ich persönlich habe schon mehrere Covid-19-Tests gemacht, glücklicherweise waren alle negativ.
 
Ich hoffe, dass dieser kurze Erfahrungsbericht euch Freude bereitet hat. Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich mehr über den Alltag eines Gardisten berichten.
 
 
Eine besinnliche Adventszeit wünscht

Hellebardier Silvan Lachmuth



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